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Zickenkrieg im Kabinett

Nichts schadet derzeit all den Frauen, die in der Wirtschaft Karriere machen wollen, mehr als der Zickenkrieg im Kabinett. Verwunderlich ist dabei noch, dass sich kein Mann aus dem Kabinett mit in die Diskussion einbgebracht hat. Die denken wohl, das sollen die Frauen mal selber machen.

Was war passiert? Ursula von der Leyen (53 Jahre), ihres Zeichens Bundesarbeitsministerin, fordert eine Frauenquote von 30% in Vorständen und Aufsichtsräten für börsennotierte Unternehmen. Ihr unwesentlich jüngere Amtsnachfolgerin im Familienministerium Kristina Schröder (33 Jahre) will nur eine gesetzlich verordnete freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft für mehr Frauen in Führungspositionen. Nach heftigen Diskussionen in der Presse lässt dann die Kanzlerin, Angela Merkel (57 Jahre), durch ihren männlichen Sprecher, Steffen Seibert, ausrichten, dass sie erst mal gegen eine verbindliche Quote sei…und schon herrscht Frieden im Kabinett, denn auch Frau von der Leyen lässt ausrichten, dass eine Quote derzeit nicht durchsetzbar ist. Ober sticht Unter wäre hier das Motto.

Der Frieden herrscht seitdem zumindest von Außen aber nur im Kabinett, denn der geniale Vorstoß von Ursula von der Leyen, wird von Seiten der CDU nicht mehr öffentlich diskutiert. Aber in den Medien geht natürlich die Diskussion weiter. Eine Umfrage nach der anderen wird veröffentlicht bis zuletzt heute die ARD im Morgenmagazin eine Frage aus dem DeutschlandTrend veröffentlicht. Hierbei gibt es eine sehr schwache Mehrheit von 51 Prozent gegen verbindliche Regeln für mehr Frauen in Führungspositionen. Nunja, die Mehrheit der befragten Frauen sprach sich für verbindliche Regeln aus.

Die Frage stellt sich nun, wem die Diskussion schadet und wer von den Ministerinnen am Ende Recht behalten wird.

Es ist verständlich, dass die Mehrheit der Männer sich gegen eine Frauenquote ausspricht, weil sich dadurch ja ihre eigenen Karriereaussichten verringern: mehr Bewerber im Auswahlprozess = geringere Chancen des/r einzelnen. Man muss sich nur wundern, warum Angela Merkel, die ja selber über eine Quote in der CDU (genau gesagt nennt die CDU das Quorum, aber am Ende ist es das gleiche) in der Partei Karriere machte, sich gegen die Quote stellt. Verwunderlich auch, da sie im Oktober 2010 noch auf dem CSU-Parteitag für eine Frauenquote in der Schwesterpartei geworben hat. Dass sich Frau Schröder die letzten Tagen nicht für die Quote ausgesprochen hat, war nach ihrem Auftritt am 15. März 2010 nicht zu erwarten. Damals hatte Sie auf einer Veranstaltung von FidAR die Quote als „ultima ratio“ bezeichnet und erntete dafür keinen Applaus zumal Thomas Sattelberger, Personalvorstand von der Telekom, am gleichen Tag eine Frauenquote von 30% für sein Unternehmen verkündet hatte.

Man hat Ursual von der Leyen die siebenfache Mutter nur schwer abgenommen, aber sie hatte sich mit Erfolg für mehr Kinderbetreuungseinrichtungen eingesetzt. Damit ist Frauen noch lange nicht geholfen, dass sie Karrieren machen können, aber sie hat damit einen Kulturwandel angestoßen. Viele waren daher auch überascht, dass gerade sie die Frauenquote gefordert hat. Aber Frau von der Leyen wird das Thema Frauenquote sicherlich mit der gleichen Vehemenz in Deutschland vorantreiben, dass es am Ende doch die Quote gibt.

Wer muss nun die Scherben aufkehren? Die Frauen in der Wirtschaft, die Ambitionen haben Karriere zu machen? Die, die seit Jahren von ihren männlichen Chefs -oftmals unbewusst- benachteiligt und vertröset werden? Nein, ich denke die Wirtschaft allgemein. Denn die Politik hat ein Zeichen gegen Vielfalt gesetzt. Vielfalt, die notwendig wäre um Unternehmen langfristig innovativ und wettbewerbsfähig zu halten.

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