5:0 für Frauen in die Vorstände? – nicht wirklich!!!
Gratulation Herr Zetsche! Sie lassen Vielfalt im Unternehmen Wirklichkeit werden. Es wird zwar keine Frau aus dem Management in den Vorstand befördert, wie das oftmals bei Männern der Fall ist, aber Sie holen sich eine äußerst kompetente Persönlichkeit für den neuen Vorstandsposten „Compliance und Integrität“ in den Daimler Konzern: die bisherige Richterin am Bundesverfassungsgericht Christine Hohmann-Dennhardt. Wer sonst könnte mehr Qualifikation für dieses Resort mitbringen als eine bisherige Richterin am höchsten deutschen Gericht! Damit setzen Sie ein Zeichen und unterstützen klar die engagierte Arbeit ihrer Diversity Managerin Ursula Schwarzenbart, die sich seit vielen Jahren exzellent für mehr Frauen in den Führungsetagen in ihrem männerdominierten Automobilkonzern stark macht.
Damit gibt es nun in Kürze 5 Frauen in Vorständen deutscher DAX-Unternehmen: Barbara Kux, Leitung Supply Chain Management und Chief Sustainability Officer, bei Siemens, Brigitte Ederer, Arbeitsdirektorin und Leitung Corporate Humans Resources, ebenfalls bei Siemens, Angelika Dammann, verantwortlich für den Bereich Personal bei SAP, sowie Regine Stachelhaus bei Eon, mit einem Super-Resort, das neben HR auch noch den Einkauf, IT und viele andere Bereiche abdeckt. Sowie die eben ernannte Christine Hohmann-Dennhardt für den Daimler Konzern.
Für mich stellt sich die Frage, wann man der ersten Frau die Verantwortung für Geschäftsbereiche oder gar den Vorstandsvorsitz überträgt. Traut man Frauen diese Rolle nicht zu? Bis jetzt, und da muss man ehrlich sein, tragen die Frauen die Verantwortung für die Bereiche, die entweder neu im Vorstand verankert werden und aufgrund von politischem und gesellschaftlichen Druck entstanden sind (Compliance) oder die im Business als Overhead und nicht wertschöpfend bezeichnet werden.
Jeder Personalchef (ich nutze hier bewusst die männliche Form des Wortes) weiß wie gering sein Standing in der Firma ist, spätestens wenn die nächste Krise kommt. Da werden Personalentwicklungsmaßnahmen gestrichen, Zusatzleistungen und am Ende Personal. Aber hat schon mal jemand darüber nachgedacht, die Strategieabteilung auszuwechseln, die die notwendigen Veränderungen im Geschäftsmodell nicht erkannt hat? Oder den Vertriebsvorstand, der seine Zahlen nicht erfüllt hat? Nein, natürlich nicht.
Ein geringes Standing haben auch die Bereiche Procurement (Siemens) und Compliance (Daimler) in deutschen Unternehmen. Welche strategische Bedeutung für das Unternehmen hat denn der Einkauf aus Sicht des Vertriebs? Aus Sicht der meisten mehr eine untergeordnete Rolle, denn richtig einkaufen kann doch jeder nebenbei! Wirklich? So ein Bereich verursacht doch nur Kosten. Dass hier aber in einem großen Konzern auch Milliarden gespart werden können, wenn alle über eine zentrale Abteilung einkaufen, wird leicht übersehen.
Diese wenigen Frauen in deutschen DAX Konzernen, die ohne Frage wegen ihrer spezifischen Kompetenz in ihre Position gekommen sind, haben trotz ihrer –auf den ersten Blick- unwichtigen Aufgabe im Konzern dennoch eine ganz wichtige Rolle. Sie werden den Ton im Vorstand verändern, sie sind –ob sie es wollen oder nicht- „Quotenfrau“ und sie werden zeigen, dass gute Ergebnisse nicht abhängig sind vom Geschlecht, sondern von dem was eine Frau oder ein Mann leistet. Die Ergebnisse werden sich mit einem höheren Anteil von Frauen im Management nach der McKinsey-Studie „Women Matter“ einstellen, nicht nur im Resort der jeweiligen „Vorständin“, sondern im ganzen Konzern.
Unternehmen, die von mehr Vielfalt überzeugt sind, werden die eindeutigen Gewinner sein, nicht nur im Konzernergebnis, sondern auch im Employer Branding. Denn, der demographische Wandel macht sich jeden Tag mehr bemerkbar! …und die Ausrede „Wir haben keine talentierten Frauen für die anderen Bereiche“ zählt einfach nicht mehr.