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Für was jetzt die Frauenquote?

1. Juni 2010   |   Allgemein, Gender

Panik ist ausgebrochen! Die Telekom hat bekannt gegeben, dass sie innerhalb der nächsten sechs Jahre den Anteil der Frauen in Führungspositionen auf 30% erhöhen möchte. Kann der schwule Mann jetzt keine Karriere mehr machen? Waren all unsere Bemühungen in den vergangenen Jahren umsonst, wenn jetzt noch mehr Unternehmen eine Frauenquote einführen?

Fakt ist, dass trotz langjähriger Bemühungen den Anteil der Frauen auf allen Ebenen zu erhöhen, die Unternehmen nicht wirklich erfolgreich waren. Zuviel Geld wurde investiert, um Frauen zu fördern, aber dennoch gab es dennoch keine realistischen Chancen für Frauen in der Karriere dahin zu kommen, wo Sie auch ein Recht haben zu sein. Männer bevorzugen, teilweise auch unbewusst, Ihresgleichen und demotivieren somit Frauen, die oftmals mindestens genauso gut für den Job wären.

Bei Diversity Management geht es aber um echte Chancengleichheit und am Ende darf nur die beste Person für den Job auf die offene Position kommen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, physischer Verfassung, Religion oder sexuelle Orientierung.

Wenn man sich die Historie von Diversity bei der Telekom ansieht, dann wurde hier über 10 Jahre hinweg intensiv Frauenförderung betrieben. Zuerst mit Maud Pagel und jetzt mit Mechthild Maier. Aber das Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen, wurde nicht erreicht. Nach einer so langen Zeit, der Frauenförderung machen Quoten durchaus Sinn, da der Schmusekurs nicht zum Erfolg führte. Viele Unternehmen vermeiden den Begriff Quote und nennen es Zielkorridor, Zielgröße oder Target, am Ende ist es alles das Gleiche. Es geht darum sich messen zu lassen, dass man es Ernst meint mit der Chancengleichheit.

Bei Männern, heterosexuell wie homosexuell, schürt die Quote Ängste. Kann Man(n) nun keine Karriere mehr machen? Macht es überhaupt noch Sinn sich anzustrengen? Man muss der Realität schon in die Augen sehen und sagen, dass die Chancen für Männer im Allgemeinen sinken werden, aber nicht, weil ungeeignete Frauen die Stellen bekommen werden, sondern weil mehr Bewerber für eine Stelle am Markt sind. Da entsteht auf einmal Wettbewerb. Viele von den neuen Mitbewerberinnen haben auch noch andere Verhaltens- und Kommunikationsweisen, als ich das vielleicht gewohnt bin. Verschafft Ihnen das zusätzliche Vorteile?

Ja, die Quote reduziert die Chancen, aber –wie oben schon erwähnt- wenn Diversity richtig angewendet wird, bekommt die bzw. der beste BewerberIn die Stelle. Das heißt, wenn ich der Beste bin, dann habe ich immer noch die gleichen Chancen, weil ich eben der Beste bin

Es stellt sich jetzt die Frage ob es in Schritt zwei die Quote für Lesben und Schwule braucht? Ich denke, die Frage ist nicht so trivial wie sie auf den ersten Blick aussieht. Es wäre natürlich genial, wenn sich auch Lesben und Schwule über eine Quote einen Vorteil verschaffen könnten. Aber, woher weiß die Firma wer schwul oder lesbisch ist? Was passiert mit einem schwulen Bewerber, der in der Firma nicht geoutet ist? Sollte er nicht die gleichen Chancen haben wie jemand, der im Unternehmen geoutet ist. Und was ist mit einer Lesbe? Hat sie nicht schon den Bonus durch ihr Geschlecht?

Die Frauenquote wie sie bei wenigen Unternehmen jetzt existiert, wird letztendlich auch den Schwulen, Lesben, Bi und Transgender zu Gute kommen. Denn durch die Quote wird Bewusstsein bei Beförderungsentscheidungen geschaffen. Der Druck wird größer, dass Entscheidungsträger sich rechtfertigen müssen, warum sie sich gegen eine Frau entschieden haben, d.h. die Führungskräfte müssen sich klar werden, ob sie jemanden tatsächlich nur wegen der Qualifikation befördern oder ob gegebenenfalls andere Eigenschaften als disqualifizierend in Betracht gezogen wurden. In Zukunft wird daher eher die Qualifikation eine Chance haben, und das auch bei Schwulen, die sehr oft auch noch wegen ihrer angeblichen „weiblichen“ Anteile benachteiligt werden.

Herr Sattelberger, Ich sage „Danke!“ für die Quote! Endlich ein Vorstand, der dazu steht. Ich bin überzeugt, sie wird nicht nur das Thema Frauen weiter voranbringen, sondern das Thema Vielfalt im Allgemeinen.

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